Die moderne Freimaurerei sieht den 24. Juni 1717 als ihren Gründungstag an. Damals trafen sich Vertreter von vier Londoner Logen, die sich in ihren Zusammenkünften auf das Brauchtum mittelalterlichen Dombauhütten (englisch: Lodge) beriefen, in einer Taverne und beschlossen die Gründung der ersten Großloge (Großloge von London und Westminster), aus der dann später die United Grand Lodge of England (UGLE) hervorging. Ziel des Zusammenschlusses war es, künftig dem geistigen Fortschritt der Menschheit zu dienen.
Die erste überlieferte Verfassung einer solchen Dombauhütte, das sog. Regius Manuscript, datiert aus dem späten 14. Jahrhundert; schon damals wurde darin ethisches Verhalten ihrer Mitglieder postuliert. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts hatten Bauhütten in Schottland und England begonnen, Nicht-Maurer aufzunehmen. Langsam wandelte sich dadurch die Arbeit in den Logen von der operativen Werkmaurerei zur spekulativen Maurerei heutiger Prägung.
Nicht mehr sakrale Bauwerke standen im Fokus der Versammlungen, sondern der Mensch selbst und sein Wirken zum Wohle der Menschheit. Ausgehend vom „Erkenne dich selbst“ des Apollotempels in Delphi sollen aus guten Menschen bessere werden.
Die Freimaurerlogen haben somit ihren Ursprung in den alten Bauhütten der englischen und schottischen Werkmaurer, deren Brauchtum sie weitgehend übernommen und bis auf den heutigen Tag bewahrt haben und in sog. Tempelarbeiten praktizieren.
Dem Zusammenschluss von 1717 folgte die Ausarbeitung einer gemeinsamen Konstitution, der „Alten Pflichten“ von 1723, in denen zum ersten Mal die Grundsätze und Richtlinien für freimaurisches Verhalten festgelegt wurden. Dieses Gesetzbuch – wir können es in unserer heutiger Sprache als „Verfassung“ bezeichnen – ist seitdem für die Freimaurerei in aller Welt zur Richtschnur geworden.
Von England aus griff die Freimaurerei entlang der Handelsrouten und durch in Feldlagern gegründete Logen auf den Kontinent und die Kolonien über und verbreitete sich rasch über die ganze Welt.
Die erste Loge auf deutschem Boden wurde 1737 in Hamburg gegründet. Sie nahm später den Namen ,,Absalom zu den 3 Nesseln“ an und arbeitet bis heute unter der Matrikelnummer 1 in der gemeinsamen Matrikel der deutschen Großlogen. Die Verbreitung der Freimaurerei in Deutschland wurde wesentlich gefördert durch das Verdienst eines Mannes, der als erstes Mitglied eines regierenden Hauses Bruder in einer englischen Loge wurde: Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe. Er war unmittelbar an der Aufnahme des mit ihm befreundeten Franz von Lothringen, des späteren Gemahls Kaiserin Maria Theresias, beteiligt und übernahm für den jungen Kronprinzen Friedrich, den späteren König Friedrich ll., die maurerische Bürgschaft bei dessen Aufnahme 1738 in Braunschweig. Nachdem sich Friedrich der Große im Jahr 1740, gleich nach der Thronbesteigung, offen zur Freimaurerei bekannt und andere Mitglieder des hohen Adels aufgenommen hatte, wuchs die Zahl der Logen in Deutschland rasch an.

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Die Grundsätze der Freimaurerei, also Geistesfreiheit, Toleranz und Humanität, entstammen dem Geist der aufkommenden Aufklärung. Freimaurer sehen in den Bauhütten von damals die Keimzellen dieser die Welt verändernden Epoche; sie wirkten mit an der Befreiung des menschlichen Geistes von nationalstaatlicher und religiöser Indoktrination und an Aufklärung, Fortschritt und kultureller Entwicklung.
So waren etliche der Väter der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika Freimaurer, auch die erste französische Verfassung nach der Revolution von 1789 wurde von Freimaurern mit gestaltet. Ähnliches gilt für den Völkerbund zwischen den Weltkriegen sowie die Vereinten Nationen. Amerikanische Präsidenten von Washington bis in unsere Zeit gehörten dem Freimaurerbund an, aber auch viele andere Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst in anderen Ländern sind Logenmitglieder gewesen: Lessing, Herder, Wieland, Goethe, Mozart, Voltaire, Liszt, Henry Ford, Charles Lindbergh, Churchill, Stresemann, Tucholsky, von Ossietzky, Lovis Corinth, Jean Sibelius, Thomas Dehler u.v. m.
Vor 1933 lassen sich in den alten Reichsgrenzen 433 Logen nachweisen. Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurden die Logen bis 1935 zwangsaufgelöst. Einige Freimaurer wurden verfolgt – Journalisten wie von Ossietzky oder Tucholsky, Männer des Widerstandes wie Leuschner –, viele erlitten Nachteile.
Gleich nach 1945 sammelten sich die noch lebenden Mitglieder der alten Logen zu neuer Arbeit; vor allem durch die Teilung Deutschlands war ihr Bestand bis auf unter 10.000 aktive Freimaurer geschrumpft. Heute gibt es in Deutschland unter den „Vereinigten Großlogen von Deutschland“ (VGLvD) wieder etwa 500 Logen mit über 15.000 Mitgliedern.
Ihre Arbeitsweise hat sich nicht geändert, auch ihre Grundsätze sind die gleichen geblieben. Entgegen der früheren Abgeschiedenheit stellen sich Freimaurer in Deutschland aber heute in Pressekonferenzen, Podiumsgesprächen, Rundfunk- und Fernsehsendungen der Öffentlichkeit zur Diskussion. Die meisten Logen veranstalten heute auch Gästeabende für interessierte Herren.